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1. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 11

1908 - Berlin : Süsserott
— Ii — Einheit, es sei denn im Kampfe gegen das überlegene Deutschtum. Dabei halten Tschechen und Slowaken, Polen und Ruthenen, Slowenen und Kroaten getreulich zusammen. Die Magyaren (nicht ganz ein Fünftel) haben den größten Teil der Donautiefebene inne und sind der herrschende Teil in Ungarn, die Rumänen bewohnen das Siebenbürgische Hochland und die Italiener Südtirol und die Küstenstädte. J uden gibt es ungefähr 2 Millionen, und in Ungarn leben etwa 100 ooo Zigeuner. Bezüglich der Religion ist die Bevölkerung geschlossener; zwei Drittel gehören der römisch-katholischen, etwa ein Sechstel der griechisch-orthodoxen Kirche an, ungefähr 4 Millionen sind Prote- stanten. Der Beschäftigung nach leben in Österreich fast drei Fünftel, in Ungarn sieben Zehntel der Bevölkerung von Ackerbau, Vieh- und Forstwirtschaft (Österreich-Ungarn ist Agrarstaat!); Bergbau und Industrie sind in der österreichischen Reichshälfte mehr entwickelt als in Ungarn. (Der Ungar hebt die Fabrikarbeit nicht, er lebt lieber als freier Mann auf seiner Scholle.) Die geistige Kultur ist nicht gleichmäßig, am höchsten bei den Deutschen. In Galizien, der Bukowina, in Bosnien und der Herzegowina steht das Schulwesen auf niedriger Stufe. Gut sind die österreichischen Spezialschulen : Handels-, Gewerbe- und Bergschulen. B. Wirtschaftliches. i. Landwirtschaft und deren Nebenbetriebe. Trotz der vielen Gebirge, die Österreich-Ungarn erfüllen, sind doch 94% des Bodens anbaufähig (Äcker, Gartenland und Weinberge bilden 38,5, Wiesen und Weiden 25, der Wald 30,5% der Bodenfläche). Am fruchtbarsten sind die ungarischen Tiefebenen; aber auch Galizien, Böhmen, Mähren und Oberösterreich haben viele fruchtbare Strecken. Nicht anbau- fähig sind die Gipfel der Alpen (1500 qkm Gletscher) und Karpathen, große Teile des Karstes und der dalmatinischen Berge sowie die Sümpfe und Moore Ungarns. Die Hauptgetreideländer sind Ungarn nebst Slavonien und Kroatien (Weizen, Mais), Böhmen, Mähren (Gerste und Roggen) und Galizien (Roggen). Bei normalen Ernten findet eine bedeutende Ausfuhr statt. Nach Deutschland gelangen insbesondere Weizen, Mehl (Budapest und Temesvar in Ungarn — große Mühlen) und Malzgerste aus Böhmen und Mähren

2. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 114

1908 - Berlin : Süsserott
— Ih — (Lynchjustiz). Die Einwanderung nahm erst im vorigen Jahr- hundert einen ungeahnten Aufschwung, besonders die der germa- nischen Völker. Seit 1821 sind reichlich 19 Mill. Menschen in die Vereinigten Staaten eingewandert; davon entfällt der größte Anteil auf die Deutschen. Es folgen Iren, Engländer, Norweger und Schweden und in weitem Abstände erst romanische und slavische Einwanderer. Das Grundelement ist trotz der Stärke der deutschen Einwanderung das englische, und wenn sich deutsches Volkstum auch in manchen Staaten erhalten hat (Pennsylvanien-Kleindeutsch- land), so ist im allgemeinen doch der Angloamerikaner dem Deutsch- amerikaner an Zahl und Bedeutung überlegen. Der Deutsche gewöhnt sich gar zu leicht an fremdes Wesen, und häufig sprechen schon die Kinder von eingewanderten Deutschen nicht mehr die Sprache der Eltern. In letzter Zeit bahnt sich eine Wandlung zum Bessern an, und der Deutschamerikaner wird in den später sicher zu erwartenden wirtschaftlichen Kämpfen noch mehr als heute das vermittelnde Glied zwischen dem alten Vaterland und der neuen Heimat werden. Die von Einwanderern germanischer Abstammung besiedelten Ge- biete liegen hauptsächlich im Osten und Norden, während die romanischen Einwanderer sich meist im Süden niederließen (Italiener im Mündungsgebiet des Mississippi, Franzosen in Louisiana). Slaven trifft man neben Chinesen und Japanern häufig im Westen an. Die Einwanderung ist seit 1888 wesentlich beschränkt. Wie alle Nationen in dem Völkergemisch der Union vertreten sind, so auch sämtliche Religionsbekenntnisse. Religion ist in dem freiesten aller Staaten durchaus Privatsache, und die Unterhaltung von Kirchen und Schulen Sache der Gemeinden bzw. Familien. (Für das höhere Schulwesen ist durch hochherzige Stiftungen amerikanischer Multi- millionäre und Milliardäre mehr als reichlich gesorgt.) Die Dichte der Bevölkerung ist sehr verschieden, im Durch- schnitt aber für das große fruchtbare Land sehr gering (8 auf 1 qkm). Am dichtesten ist der Norden und Osten, am wenigsten dicht der Westen bevölkert. Etwa ein Viertel der Bewohner wohnt in Städten, aber der Landwirt oder Farmer spielt die erste Rolle im wirtschaft- lichen Leben der Union. Von seinem Wohlstand und von seiner Kaufkraft hängt der Beschäftigungsgrad und damit der Wohlstand des industriellen Teiles der Bevölkerung und der des ganzen Volkes ab. (Landwirtschaft und deren Nebenbetriebe beschäftigen 35>9%>

3. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 10

1908 - Berlin : Süsserott
- Io - eisiger Wind, der das Kalkplateau des Karstes zu einer der unfreund- lichsten Gegenden Europas macht. Reiche Bewässerung und geschützte Lage machen die Un- garische Tiefebene in guten Jahren zur Weizenkammer Europas; an den Abhängen der „Hegyellya" reift der feurige Tokayer; fette Alpenweiden und saftige Donauwiesen begünstigen die Viehzucht sehr, und der fruchtbare Boden Mährens, Böhmens und Galiziens bringt Getreide und Obst in Fülle hervor. Aber gar oft vernichten Überschwemmungen und große Dürre (Schneeschmelze im Frühjahr, Mangel an Niederschlägen im Sommer) den Segen der ungarischen Fruchtfelder; in schwerer Arbeit ringt der Bewohner der nörd- lichen Alpengebiete dem kahlen Boden die dürftigen Erträgnisse ab, während reiche Obst- und Weinernten in den geschützten Lagen der südlichen Alpentäler den Fleiß der Bewohner lohnen. 5. Bevölkerung. Am dichtesten ist sie im gewerbreichen Böhmen, sehr dünn (12—14 auf 1 qkm) in Salzburg und Nordtirol (Grund!). Sie entbehrt der nationalen Einheit ganz und gar, und wohl nirgends bilden wie in Österreich-Ungarn Haß und Feindschaft der einzelnen Völker ein fast unüberwindliches Hindernis des Fortschritts. Das Hauptelement bilden die Deutschen (rund ein Viertel der Bevölke- rung). Sie sind den andern Völkerschaften geistig und wirtschaftlich überlegen, ihre Sprache ist noch Kommando- und Handelssprache und wird von allen Gebildeten verstanden, aber sehr schwer haben sie für ihr Volkstum gegen Slaven und Magyaren zu kämpfen. Rein deutsch sind Oberösterreich und Salzburg, Niederösterreich fast ganz, in Steiermark und Kärnten sind die Deutschen in der Mehrzahl, in Tirol und Vorarlberg überwiegen sie; in Böhmen, Mähren, Schlesien bilden sie ein Drittel bis die Hälfte der Volkszahl, und in Sieben- bürgen behaupten sie sich wacker gegen den Ansturm der Ungarn und Rumänien. Außerdem gibt es allenthalben im Reich deutsche Sprachinseln, und fast überall bilden die Deutschen die Mehrzahl der Städtebewohner. Am schwersten gekämpft wird um deutsches Volkstum in Böhmen. (Prag, einst die erste deutsche Universität, ist heute eine tschechische Stadt, in welcher der „Panslavismus" des öfteren Proben des grimmigsten Deutschenhasses ablegt.) Die Slaven, durch Deutsche und Ungarn in Nord- und Süd- slaven getrennt, sind zwar an Zahl stärker als die Deutschen (mehr als zwei Fünftel der Bevölkerung), bilden aber auch keine geschlossene

4. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 20

1908 - Berlin : Süsserott
— 20 — ein benachbartes Längstal gestattet. Den Raum zwischen Jura und Alpen füllt die Schweizer Hochebene aus. 3. Bewässerung. Die Schweiz ist reich an Flüssen und Seen. Zwar sind erstere wegen ihres reißenden Laufes zur Schiffahrt nicht geeignet, doch bieten sie gerade aus diesem Grunde sowie wegen ihres gleichmäßigen Wasserstandes (Grund!) der Industrie eine billige Betriebskraft. Nenne die auf dem St. Gotthard entspringenden Flüsse! Verfolge den Lauf des Rheins und der Rhone! — Die Seen dienen vielfach den Flüssen als Klärbecken, in denen sie ihr Geröll absetzen. Weise das im einzelnen nach ! Sie begünstigen die Be- siedelung und erhöhen die Schönheit des Landschaftsbildes wesentlich, so daß sie neben der erhabenen Gebirgsnatur Hauptanziehungspunkte für den Fremdenstrom geworden sind. Endlich dienen sie der Schiff- fahrt, hauptsächlich dem Personenverkehr. 4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Die gewaltigen Höhenunter- schiede in der Schweiz bringen ein sehr wechselvolles Klima mit sich. Während das Hochgebirge rauh und unwirtlich ist und bis zu 2 m Regenmenge hat, werden die regenarmen Gegenden am Genfer See und am Lago Maggiore ihrer milden Temperatur wegen als klimatische Kurorte aufgesucht. Gemäßigtes Klima eignet der Schweizer Hoch- ebene; sie besitzt auch infolge des von den Flüssen angeschwemmten Ackerbodens die größte Fruchtbarkeit, wogegen der Kalkboden des Jura dem Pflanzen wuchs nicht günstig ist und fast nur Weide- land und Wald aufweist. Die Alpen haben am Südabhang die Schneegrenze bei 3100 m, am Nordabhang bereits bei 2600 m Seehöhe. 5. Bevölkerung und Politisches. Die Bevölkerung der Schweiz gehört mehreren Nationen an. Im Stromgebiete des Rheins wohnen die Deutschen (über sieben Zehntel), im Rhonegebiet Franzosen (über zwei Zehntel), am Tessin Italiener und im Kanton Grau- bünden Rhätoromanen. Der Religion nach sind drei Fünftel protestantisch und zwei Fünftel Katholiken. Die Bevölkerungs- dichte ist am geringsten in der Alpenregion (Graubünden). Die günstigen Erwerbsverhältnisse des Jura haben in diesem Gebiete eine größere Volksdichte hervorgerufen, als man der Natur des Landes nach annehmen sollte. Es folgt die Hochebene, und an der Spitze stehen die Bezirke von Zürich und Genf mit 300—400 Menschen auf dem Quadratkilometer (das Mittel ist 80 pro qkm). — Die Volks-

5. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 60

1908 - Berlin : Süsserott
— 6o — Für den Verkehr mit Deutschland ist der Rhein-Marnekanal besonders wichtig. (Kohlenversorgung aus dem Saarrevier!) Geplant ist der Umbau des Canal du Midi zu einem Seeschiffahrtsweg von 7,5 m Tiefe. (Vergleiche dieses Projekt mit dem Nordostseekanal!) 4. Klima und Bodenfruchtbarkeit. Frankreich hat infolge seiner Lage unter allen Staaten Europas das günstigste Klima. Warme Sommer und durch den Einfluß des Meeres gemilderte Winter sind ihm zugleich eigen. Eigentlich rauh sind nur die Gebirge, hervor- ragend warm die „Riviera" am Mittelländischen Meere (Cannes, Nizza, Mentone). Reich an Niederschlägen sind die dem Atlantischen Ozean benachbarten Gebiete, während die Täler der Garonne, Loire und Rhone zu den trockensten Gegenden zählen. (Wichtig für den Weinbau!) Dem Rhonetal eigentümlich ist der „Mistral", ein sehr scharfer, kalter Wind. Das milde Klima bedingt eine ungeheure Fruchtbarkeit des Bodens, und neben Getreide und Obst, das überall in Mengen angebaut wird, sind Weinstock und Olivenbaum (Provence) die typischen Vertreter der französischen Pflanzenwelt. Dazu gesellen sich im südlichen Teile (der Mittelmeerzone, im Rhone- tal und den Tälern der Seealpen) Südfrüchte, Maulbeerbaum und Blumen. Nur 6% des Bodens sind unproduktiv und von den ver- bleibenden 94% der Fläche sind etwa ein Sechstel Wald, fünf Sechstel Ackerland, Wiesen und Weiden, Wein-, Obst- und Gemüsegärten. Besonders unfruchtbar sind nur die Küstengegenden am Golf von Biskaya (Les Landes). 5. Bevölkerung. Wiederholt hat das französische Volk in der Weltgeschichte eine hervorragende Rolle gespielt, und noch heute ist es trotz seiner geringen Zahl eine Kulturnation ersten Ranges. Bedrohlich für seine Weltmachtstellung ist die geringe Zunahme der Bevölkerung. (Während das deutsche Volk sich seit 1870 von 40,8 Mill, auf 60,6 Mill, vergrößert hat, ist Frankreich in der Be- völkerungsziffer fast stehen geblieben: 1870 36 Mill., heute 39,3 Mill.) In nationaler und kirchlicher Beziehung ist die Bevölkerung fast ganz einheitlich, da nur ein geringer Bruchteil (Vlamen, Basken, Bretonen und Italiener) nicht französisch spricht und ein noch kleinerer Teil einer anderen als der römisch-katholischen Kirche angehört. Mehr als zwei Fünftel (41,8%) der Bevölkerung lebt von der Land- wirtschaft und deren Nebenbetrieben, und über ein Drittel (35,5%) findet in der blühenden Industrie Beschäftigung. Die geistige

6. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 37

1908 - Berlin : Süsserott
— 37 — häufigen Nebel sind als Landplage geradezu berüchtigt (London soll nur zwölf sonnenhelle Tage im Jahre haben). Heftige Stürme suchen im Winter oftmals die Nordseeküste heim und würden ohne die zahlreichen Buchten und Leuchttürme den Schiffen noch gefähr- licher sein. Die Bodenfruchtbarkeit ist trotz des milden Klimas nicht sehr groß. Ungefähr 18% des Bodens sind unproduktiv, wovon auf Schottland und Irland verhältnismäßig das meiste entfällt (Heiden und Moore). Ein großer Teil der anbaufähigen Fläche bringt nur Gras und Klee hervor. Von allen Getreidearten sind dem Hafer Bodenbeschaffenheit wie Klima am zuträglichsten, er gedeiht sogar auf den Orkney- und Shetlandinseln. 5. Die Bevölkerung ist der Abstammung nach germanisch. Ihre Sprache, das Englische, ein Gemisch von Niederdeutsch und Französisch, zeichnet sich durch Kürze und Bestimmtheit aus und ist Weltsprache geworden. Ungefähr drei Viertel der Einwohner gehören der anglikanischen, ein Fünftel der katholischen Kirche an (Irland); der Rest sind Juden und Sektierer. Der Brite neigt zur Frömmelei; das zeigt sich besonders in der puritanisch strengen Sonntagsruhe, die selbst geistige Genüsse wie Musik und Schauspiel verpönt, weshalb der Samstagnachmittag arbeitsfrei ist und der Erholung jeder Art gewidmet wird. Unter den zahlreichen religiösen Gemeinschaften ragt die „Heilsarmee" durch segensreiche Wirksam- keit hervor. — Den gewaltigen Vorsprung in wirtschaftlicher Be- ziehung verdankt der Brite seiner Zähigkeit und seinem durchaus aufs Praktische gerichteten Sinn. — Da ein Schulzwang früher nicht bestand, ist die allgemeine Volksbildung nicht sehr hoch. Die Dichte der Bevölkerung ist am größten in den Industriezentren (900 auf i qkm — London allein hat 6 Mill. Einwohner), am geringsten in Irland (53 pro qkm). Dieses hat zudem starke Auswanderung. — Das Britische Reich bildet die älteste konstitutionelle Monarchie. Der König hat verfassungsmäßig eine nur repräsentative Stellung; die gesetzgebende Gewalt teilt er mit den beiden Häusern des Parla- ments (Oberhaus und Unterhaus). B. Wirtschaftliches. i. Die Landwirtschaft, früher von Bedeutung, ist infolge freier Einfuhr der billigeren Nahrungsmittel aus Amerika und Rußland

7. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 73

1908 - Berlin : Süsserott
— 73 — Bodenfruchtbarkeit ist fast unerschöpflich in der Region der „schwarzen Erde" und im Weichselgebiet. Getreide kann bis auf den nördlichen Gürtel und die Steppen am Kaspischen Meer überall angebaut werden, der Wald bedeckt noch 39% der Bodenfläche, und die grasreichen Steppen Südrußlands beeinflussen die Tierzucht recht günstig. 5. Bevölkerung. Sie ist ein buntes Völkergemisch, dessen Haupt- element die Slaven (Russen und Polen) darstellen. Die Russen gliedern sich wieder in Groß-, Klein- und Weißrussen. Die ersteren wohnen in der Mitte des Reiches, die Kleinrussen (und Kosaken) südlich und südwestlich davon und die Weißrussen westlich von den Großrussen im Dnjepr- und Dünagebiet. Die Polen nehmen das ganze Weichselgebiet ein, Letten und Litauer wohnen an der Ostsee, Rumänen im Südwesten des Reiches. Völker mongo- lischen Stammes sind die Esten und Finnen (wo zu suchen?) und die Lappen und Samojeden im Norden, außerdem die Ta- taren, Kirgisen und Kalmücken zwischen Wolga, Ural und Kaspischem Meer. In Polen und in den Städten des Südwestens wohnen etwa 3 Mill. J uden. Auch etwa 1% Mill. Deutsche nennen Rußland ihre Heimat. Sie sind entweder selbständige Kaufleute und Industrielle oder Angestellte in Unternehmungen solcher. Die mit Härte durchgeführte Russifizierung der Ostseeprovinzen und Finnlands trieb viele Deutsche aus dem Lande. (Erst neuerdings ist die deutsche Sprache wieder als Unterrichtssprache in den deutschen Privatschulen zugelassen.) Blühend sind trotz starker Rückwanderung (nach Posen und Deutsch-Ostafrika) die deutschen Ackerbau- kolonien nördlich am Schwarzen Meer vom Pruth bis zum Don, an der Wolga und im Kaukasus (Katharina Ii.). Starke deutsche Kolonien haben Moskau, Petersburg und Odessa. Die große Mehrzahl des Volkes gehört der griechisch-orthodoxen Kirche an; die römisch-katholische Kirche hat ihre Bekenner im wesentlichen in Polen, die evangelische in den Ostseeprovinzen. Auch der Muhamedanismus und das Heidentum zählen viele An- hänger. Die geistige Kultur ist bis auf Finnland, das ein blühendes Schulwesen besitzt, sehr gering. Die russischen Bauern waren bis 1861 Leibeigene, und die ihnen mit der Aufhebung der Leibeigen- schaft gewährte persönliche Freiheit ist kein rechter Segen für sie

8. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 102

1908 - Berlin : Süsserott
I02 Ernten an öl, Wein, Südfrüchten, Tabak, Reis und sogar Baumwolle. Bei ordentlicher Wirtschaft und besseren Verkehrswegen könnte die Balkanhalbinsel zu einer Vorratskammer für Europa werden, ob- gleich weite Gebiete in Albanien und in den griechischen Gebirgen fast anbauunfähig sind. Die klimatischen Verhältnisse sind recht verschieden. Der nördlich des Balkan gelegene Teil hat durchaus kontinentales Klima, während das der Küstengegenden und Inseln ganz vom Meere beeinflußt wird. Hauptfluß und zugleich Haupt- verkehrsader für alle nördlich gelegenen Gebiete ist die Donau. Trotz der Seichtigkeit ihrer Mündungsarme — nur die Sulina- mündung hat durch Ausbaggerung eine 8—10 m tiefe Fahrrinne ge- wonnen — ist die Donauschiffahrt sehr rege. Seeschiffe verkehren bis Galatz und Braila. (Die Donaukommission, aus den Vertretern der Großmächte, Rumäniens und der Türkei bestehend, hat die Aufgabe, die Schiffahrt auf der Donau zu fördern, Regulierungen und Ausbaggerungen vornehmen zu lassen, usw.) Die Küstenschiff- fahrt ist überall sehr lebhaft und ersetzt den Mangel an guten Wegen und Eisenbahnen. Die auch für den internationalen Handel wichtigen Eisenbahnlinien Belgrad—saloniki, Belgrad—konstantinopel und Budapest—bukarest—constanza (Orientbahnen) sind mit Hilfe fremden, besonders deutschen Kapitals gebaut worden (Deutsche Bank) und finden ihre Fortsetzung in dem anatolischen Bahnnetz und der im Bau befindlichen Bagdadbahn. (Siehe diese !) Sehr bunt- scheckig ist die Bevölkerung. Zusammengewürfelt aus Rumänen, Bulgaren, Serben, Griechen, Albanesen, Armeniern und Türken, gab sie nach dem Zerfall der türkischen Macht Veranlassung zur Bildung vieler Kleinstaaten, deren Existenz nur im Hinblick auf die Eifersucht der interessierten europäischen Großstaaten berechtigt erscheint. Eine gewisse Einheitlichkeit kommt nur in religiöser und wirtschaftlicher Beziehung zum Ausdruck. Außer den Türken, die neben einem Teil der Albanesen Bekenner des Islam sind, gehören alle übrigen Völkerschaften der griechisch-orthodoxen Kirche an (Patriarch von Konstantinopel). B. Wirtschaftliches. Die Hauptbeschäftigung ist auf der ganzen Halbinsel der Ackerbau, der aber mit Ausschluß von Rumänien, wo eine ge- ordnete Verwaltung etwas bessere Verhältnisse geschaffen hat, in

9. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 133

1908 - Berlin : Süsserott
— 133 — Linie fahren bis Manáos am Rio Negro!) Der Säo Francisco ist ebenfalls eine weite Strecke für Seeschiffe befahrbar, und auf dem Rio de la Plata, dessen Stromsystem sich aus Paraguay, Paraná und Uruguay zusammensetzt, verkehren Seeschiffe bei Hoch- wasser sogar bis Asuncion, immer bis Rosario. Auch der Colorado ist 500 km weit für die Schiffahrt geeignet, ebenso der Magdalenen- strom an der Nordküste. 4. Klima. Südamerika hat infolge seiner Ausdehnung von Norden nach Süden an allen hauptsächlichen Klimaten der Erde Anteil. Jedoch gehört der größte Teil dem tropischen und subtropischen, der kleinste dem gemäßigten Klima an. Die Westküste hat infolge der kalten Meeresströmung im Durchschnitt 100 niedrigere Tem- peratur als die in gleichen Breiten gelegenen Gebiete der Ostküste. In den tropischen Andenregionen unterscheidet man das heiße, gemäßigte und kalte Land (über 2000 m). In dieser Zone herrscht ungefähr unser Aprilwetter. Die vorherrschenden Winde sind im Norden nordöstlicher, im brasilianischen Küstengebiet südöstlicher Richtung, Argentinien wird von kühlen Süd- und Südwestwinden beherrscht. Niederschläge sind fast überall reichlich, am stärksten in den Küstengegenden mit Ausnahme der nördlichen Westküste, die regenarm ist. Im Innern Argentiniens und Brasiliens herrscht häufig Regenmangel. Das Klima Südamerikas ist bis auf das in den tropischen Küstengegenden, wo Malaria, gelbes Fieber und Dysenterie nicht selten sind, gesund und den Europäern zuträglich. (Das Höhen- klima der Anden verursacht die Bergkrankheit, die sich in Schlaf- losigkeit, Ohnmachtsanfällen, Herzklopfen und Nasenbluten äußert.) Eine Plage der Küsten- und Flußlandschaften in den Tropen sind die Moskitos. 5. Bevölkerung. Trotz seiner Ausdehnung bleibt Südamerika um etwa 10 Mill, hinter der Bevölkerungsziffer Deutschlands zurück. Die Bewohner setzen sich aus Mischlingen (Mestizen, Mulatten und Zambos — etwa die Hälfte), Weißen (ungefähr ein Viertel), Negern (4 Mill.) und Indianern zusammen. Letztere sind teilweise kultiviert (Andenstaaten), teilweise vollständig verwildert (Ebenen der Mitte und des Südens). Die Araukanier, Patagonier (Chüe), Feuerländer und Botokuden (in den Küstengebieten von Brasilien) sind die be- kanntesten Reste der eingeborenen Bevölkerung, die teilweise eine hervorragende Kultur besaß (Inka—pizarro). Wirtschaftlich von

10. Die Verkehrsländer des Deutschen Reiches, nach Wirtschaftsgebieten geordnet - S. 134

1908 - Berlin : Süsserott
— 134 — Bedeutung sind eigentlich nur die eingewanderten Europäer, sowohl als Träger der reichen land- und viehwirtschaftlichen Er- zeugung als auch für die Ausbeute der vorhandenen mineralischen Schätze und die Erschließung des Erdteils für Handel und Verkehr. Die ersten Weißen waren Spanier und Portugiesen, deren Nach- kommen, die Kreolen, noch heute vorherrschen. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wanderten Italiener ein, die heute in Brasilien und Argentinien einen großen Bruchteil der weißen Bevölkerung ausmachen. Seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts siedeln sich im südöstlichen Brasilien, in Argentinien und vor allem auch in Chile viele Deutsche an, die hier im Gegensatz zu ihren Stammes- genossen in Nordamerika ihre nationale Eigenart bewahren. Auch in Venezuela, wo Deutsche bereits im 16. Jahrhundert mit Erfolg tätig waren (die Augsburger Kaufmannsfamilie der „Welser"), haben die Deutschen, insbesondere Hamburger Handelshäuser, große Bedeu- tung. Die Gesamtzahl unserer Landsleute in Südamerika kann auf 435 000 veranschlagt werden, davon allein in Südbrasilien etwa 350 000. Spanier, Polen, Ruthenen und Schweizer vervollständigen das Völker- gemisch Südamerikas. B. Wirtschaftliches. Von den atlantischen Staaten ist der wichtigere i. Brasilien (8,361 Mill, qkm = 15% mal so groß wie Deutsch- land mit 14,3 Mill. Einwohnern). Es ist ein Ackerbaustaat; aber erst ein geringer Teil des Bodens ist in Kultur genommen. Trotzdem gehört es zu den bedeutendsten Rohstoffproduzenten der Erde. Neben allen europäischen Getreidearten, Mais, Reis, Kartoffeln und Hülsenfrüchten ist der Kaffee das Haupterzeugnis. Die meisten Plantagen liegen in den Staaten Rio de Janeiro (Ausfuhrhafen ist die Stadt gleichen Namens) und Säo Paulo (Santos). Letztgenannter Staat hat mehr als 15 000 Plantagen, von denen etwa 600 je 200 000 bis 500 000 Bäume besitzen. Die Produktion stellte sich in den letzten Jahren auf 20—30 Mül. Ballen zu 60 kg (1906/07 = 20,2 Mill. Ballen), und damit ist Brasilien das Hauptkaffeeland der Erde geworden. (Infolge der Zunahme der brasilianischen Erzeugung ist der Kaffee- preis stetig gefallen.) Auch die Tabakkultur steht in hoher Blüte (Felix Brasil). Hauptausfuhrhafen ist Bahia. Kakao und Zucker- rohr werden in den Tropengegenden angebaut; Baumwolle und
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